52
August must im Frieden zu Altra nstädt(1706-
auf Denselben verzichten. Nun wendet sich Karl gegen
Rußland, verliert aber
1709 Die Schlacht bei Pultawa.
Gänzlich geschlagen flieht er nach der Türkei, die er
zum Kriege gegen Rußland bewegen will. Fünfjäh-
riger Aufenthalt in Bender, will nicht abziehen,
wird in seinem Hause von den Türken belagert und
nach tollkühner Vertheidigung gefangen. Inzwischen
hat auod Hannover und Preußen die Waffen
gegen ihn ergriffen. Leopold von Dessau besetzte
Rügen und belagerte Stralsund. Karl eilt
schnell dahin, muß aber unter Gefahren nach Schwe-
den fliehen, und Stralsund ergibt sich.
Darauf machte Karl einen Angriff auf Norwe-
gen, um es den Dänen zu entreißen; aber
1718 Karl vor Friedrichshall erschossen.
Wahrscheinlich durch einen Meuchelmord, angestiftet
durch den mit Karls Willkür unzufriedenen schwedi-
schen Adel.
Der Krieg wurde nun durch einzelne Friedensschlüsse
beigelegt, zuerst mit Hannover, dann mit Preu-
ßen (welches Vorpommern von der Oder bis zur
Peene erhält), endlich
1721 Nyftädter Friede mir Rußland.
Peter d. Gr. gewann durch denselben Liefkand,
Esthland und Jngermannland(Ostseeprovinzen).
Der Senat ertheilte ihm darauf den Titel eines
Kaisers aller Reußen.
1713—1740 Friedrich Wilhelm 1., König von Preußen.
Er beginnt seine Regierung mir Abschaffung des Hof-
staates. Sparsam, streng, von einfacher Biederkeit.
Das Tabakscollegium, p)
Sein Hauptaugenmerk auf Verbesserung des Mili-
tärs gerichtet, g) wobei ihn Leopold v. Dessau
unterstützt. Seine Theilnahme am nordischen
Kriege s. o.
I») Woher der Name dieser Abendgesellschaften? Eine belustigende,
oft klägliche Rolle spielt darin der gelehrte Hofnarr Gundling.
(In einem Weinfaß begraben.)
q) Des Königs „blaue Kinder." Für das Potsdamer Leibregiment
werden „lange Kerls" aus aller Herrn Länder geworben.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte]]
Extrahierte Personennamen: August Karl Karl Leopold_von_Dessau Leopold Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karls_Willkür Karls Peter_d Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Leopold_v Leopold Gundling
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
254
Amerika.
der Sklavin ist wieder Sklave, wenn auch sein Vater ein Weißer ist.
Gewöhnlich erhalt es aber doch in diesem Falle mehr Bildung und
ein gemächlicheres Leben, indem dergleichen Kinder, wenn sie erwachsen
sind, als Hausdiener, Schreiber, Buchhalter oder Aufseher gebraucht
werden. Überhaupt giebt es viele Freie unter den Farbigen; ja in
Hayti sind sie im Besitze der Regierung und aller Civil- und Miltär-
ämter und bilden gleichsam den Adel des Volks. In den Brittischen
Kolonien sind zwar seit 1834 alle Farbige so wie die Neger frei,
doch in den Augen der Englischen Kreolen bloß wegen ihrer Abstam-
mung Gegenstände der Verachtung. Weder Reichthum noch Ansehen,
weder Bildung noch Verdienste und persönliche Liebenswürdigkeit sind
im Stande, dieses tief eingewurzelte Vorurtheil zu besiegen und die
strenge Absonderung der Weißen von den Farbigen aufzuheben. Hin-
gegen in den Französischen Kolonien ist der Zustand der freien Farbi-
gen dem der Weißen fast gleich, und viele unter ihnen besitzen Land-
güter und sind von ihren weißen Landesleuten geachtet. Manche
Farbige, die irgend eine nützliche Handthierung erlernt haben und flei-
ßig sind, erwerben sich ein beträchtliches Vermögen. Sie halten
Werkstätten und Buden, als Tischler, Bötticher, Zimmerleute, Schmiede,
Schneider, Goldschmiede, Juwelirer rc.; sie haben eine Menge öffent-
licher Wirthshäuser inne, so wie sie vielerlei Handel, vorzüglich Klein-
handel und mit Eßwaaren treiben und überhaupt den thätigsten, ge-
werbfleißigsten Theil der Einwohner bilden.
Die Neger übersteigen an Zahl alle andern Bewohner West-
indiens bei Weitem, am größten ist die Ungleichheit der Negerbevölke-
rung gegen die Weißen in dem Brittischen Westindien, wo die Neger
gegen die Weißen fast wie 10 zu 1 sich verhalten. Doch sind sie
hier seit 1834 für frei erklärt, und in Hayti befinden sie sich seit diese
Insel sich frei von der Europäischen Herrschaft gemacht hat, in dem
Zustande der Freiheit. Allein auf allen übrigen Westindischen giebt
es zwar auch Freinegec oder Freigelassene, die ursprünglich der Zufrie-
denheit der Herren mit ihren Diensten oder der eigenen Loskausung
mit ihrem Vermögen ihre Freilassung verdanken und Kaufleute, Hand-
werker rc. sind, aber die bei Weitem größte Zahl der Neger daselbst
befindet sich noch im Zustande der Sklaverei, und es giebt Plantagen-
Besitzer, die mehrere hundert solcher Negersslaven haben. Ihrer Be-
schäftigung nach werden sie in Feld- und Hausneger eingetheilt.
Der Zustand der erstem ist der schlimmste, indem sie die Feldarbeit zu
verrichten haben und hierdurch dem Europäer seinen reichen Gewinn
aus diesen Inseln erwerben müssen. Auf Zuckerplantagen z. B. ist
das vorzüglichste Geschäft derselben, das zum Zuckerbau bestimmte Land
zu bearbeiten und zu bepflanzen, das reise Rohr abzuschneiden, die
Zuckermühlen zu besorgen und in den Zucker- und Rumsabriken zu
helfen. Mit Sonnen-Aufgang werden sie durch den Vchall eines
Horns oder- einer Glocke zur Arbeit gerufen und in besondern Haufen
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Schneider
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Hayti Brittischen_Westindien Hayti
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
West indien.
255
zu 20 bis 60 oder darüber unter der Aufsicht weißer Aufseher unv
der sogenannten Treiber (gemeiniglich Neger oder Farbige), die mit
Peitschen versehen sind, zur Arbeit angehalten. Nach 8 oder 9 Uhr
bekommen sie eine halbe oder ganze Stunde frei, um ihr Frühstück
zu verzehren, und arbeiten dann wieder bis 12 Uhr, von da sie bis
2 Uhr frei haben, worauf die Arbeit wieder bis zum Sonnenunter-
gange dauert. Am sauersten ist ihre Arbeit in der schweren Zeit der
Zuckererndte. Zu den Hausnegern gehören diejenigen Sklaven,
welche irgend ein Handwerk gelernt haben, die Lastträger und die Do-
mestiken, welche die Stelle der männlichen und weiblichen Dienstboten
versehen; und da in jeder angesehenen Familie eine bedeutende Anzahl
derselben gehalten wird, so haben sie wenig Arbeit, werden besser ge-
kleidet, als die Feldneger, schlafen entweder in dem Hause ihrer Herren
oder haben ihre Hütten gleich daneben im Hofe und werden im Gan-
zen gut behandelt, doch müssen sie oft nicht wenig von den Launen
ihrer Gebieter und Gebieterinnen leiden. Die Negersklaven, welche
Handwerke treiben, sind ihren Herren von großem Werthe, nicht allein
wegen der Arbeit, die sie für das Haus machen, sondern auch weil
sie außerhalb des Hauses zur Arbeit von ihren Gebietern vermiethet
werden; und es fehlt ihnen hierzu nicht an natürlicher Geschicklichkeit,
und keine Handarbeit ist ihnen zu künstlich, so daß Schuster, Schnei-
der, Tischler und andere Handwerker-Arbeiten liefern, die den besten
Europäischen gleichkommen.
Was den Zustand und die Behandlung der Negersklaven be-
trifft, so ist zwar, wie wir bereits oben (Bd. Ii. S. 860) gesagt
haben, der erste Schritt zu einem bessern Loose dieser unglücklichen
Menschen geschehen, nämlich die Aufhebung des Negerhandels, wo-
durch nun der Plantagenbesitzer nicht mehr, vermittelst des Ankaufs
neuer Sklaven, sich seine Arbeiter verschaffen kann, sondern genöthigt
ist, sie weniger hart und grausam zu behandeln und die Heirathen der
Sklaven unter sich zu befördern, um dadurch seine Arbeiter sich selbst
zu erziehen, aber der zweite Schritt, nämlich die allgemeine Freilassung
der Sklaven ist bis jetzt nur in den aus den frühern Spanischen Be-
sitzungen auf dem Festlande Amerikas entstandenen neuen republika-
nischen Staaten und in den sämmtlichen Brittischen Kolonien in
Amerika und Afrika geschehen, während hingegen auf den übrigen, den
Europäern gehörenden Westindischen Inseln, im Französischen und
Niederländischen Guayana, in einem Theile der Vereinigten Staaten
von Nordamerika und in Brasilien die Sklaverei der Neger noch fort-
besteht. Bekannt sind die Erzählungen von der harten Behandlung,
von den Mitleids- und gefühllosen Mißhandlungen der Sklaven, vor-
züglich in frühern Zeiten, die, wenn sie gleich zuweilen übertrieben
worden zu seyn scheinen, doch wohl nicht ganz ungegründet sind. Ent-
wirft doch noch 1824 ein Mitglied des Brittischen Parlaments ein
gräßliches Bild der von Brittischen Kolonisten an ihren Sklaven, be-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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Extrahierte Personennamen: Schuster
Extrahierte Ortsnamen: Amerikas Amerika Afrika Niederländischen_Guayana Nordamerika Brasilien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
266
Amerika.
schmutzig und bei anhaltender Dürre staubig sind, und wo überall der
Geruch des tasago (gedorrtes Fleisch, das als Nahrung der Sklaven
in allen Hausern aufgehäuft ist) erstickend wirkt, trifft man nur Last-
träger und beladene Sklaven, Lastwagen und Volantes *) der Ge-
schäftsleute, welche schnell jagend, Haufen von Koth und Staubwolken
aufregen. Im Hafen, auf den Kais, im Innern der Stadt athmet
alles Thätigkeit und Bewegung, doch ohne Luxus, ohne das Ange-
nehme, Reinlich-Behagliche, welches sich in den meisten Handelsstädten
Europas findet. Bloß der Abend versammelt auf dem Nuevo Paseo,
einem herrlichen Spaziergänge, außerhalb der Mauern der Stadt, bunte
Gruppen lustwandelnder Herren und Damen, so elegant geputzt, wie
nur immer die schöne Welt in Europa. Dieser Spaziergang besteht
aus drei ziemlich langen Alleen von schönen tropischen Bäumen. Die
mittelste und breiteste ist für die Volantes bestimmt, deren man in
dieser Allee Hunderte fahren sieht, die mit den Schönen der Stadt
gefüllt sind, welche hier die frische Lust einathmen und unter dem er-
frischenden Laube der Orangen, Pisangs und Brodftuchtbäume, mit
denen dieser Modespaziergang geschmückt ist, die Bewunderung der Be-
obachter erregen wollen. Die beiden andern Alleen dienen für die lustwan-
delnden Herren und Damen. An Sonn- und Festtagen spielen auch die
Hautboisten der Besatzungsregimenter daselbst. Bei Mondschein ist dieser
Spaziergang besonders sehr angenehm. Die Alameda, ein anderer
Spaziergang, an deren Ende das Theater steht, wird meistens nur in
den Zwischenakten besucht.
Der schönste Theil der Stadt ist die plaça d’armas (Waffen-
platz). Zwei Seiten dieses zierlichen Platzes nehmen die Palläste des
Gouverneurs und des Intendanten ein, die mit geräumigen Säulengän-
gen versehen sind, welche sich vor dem ganzen Untergeschosse hinziehen.
Die Mitte desselben ist mit Springbrunnen, Statuen, einer großen
Menge von Blumen, Sträuchern und Bäumen geziert, von hübschen
mit Kies bestreuten Alleen durchschnitten und mit steinernen Ruhebän-
ken, die eiserne Rücklehnen haben, umgeben. An diesem Platze steht
auch eine Kapelle zum Andenken der ersten Messe errichtet, welche hier
bei der Entdeckung der Insel durch Columbus, unter dem Schatten
eines ungeheuren Ceiba (Baumwollenbaumes), der noch vor wenigen
Jahren hier stand, gelesen wurde.
Unter den zahlreichen Kirchen, die hier sich nicht durch schöne
Bauart auszeichnen, niedrig und eng und in ihrem Innern mit Al-
tären, Nischen und geschmacklosen aber kostbaren Verzierungen überla-
*) Bo lautes sind die gewöhnlichsten Fuhrwerke, deren man sich in
Havana bedient. Sie sehen den Englischen Kabriolets ähnlich, haben
6 8- hohe Räder und können deswegen nicht so leicht umfallen. Diese
Räder liegen so weit zurück als möglich und das Pferd, das dieses
Fuhrwerk zieht, ist eben so weit vorwärts angespannt, so daß es ganz
vorn an der Gabel befestigt ist.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Koth Columbus
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Europas Europa Havana
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
f
268 Amerika.
Viereck mit der dreizeiligen Inschrift in Spanischer Sprache, welche
auf Deutsch lautet:
Neste und Bildniß des großen Eolumbus!
Wahret tausend Jahrhunderte, in der Urne bewahrt
Und in der Erinnerung unsers Volks.
In Havana herrscht häufig das schreckliche gelbe Fieber und rafft
viele Menschen weg. Wahrend daffelbe wüthet, begeben sich die
wohlhabenden Bewohner auf ihre zwischen den Anhöhen gelegenen
Landhäuser, wo man einer reinen Luft genießt und einen Zufluchtsort
gegen die Verheerungen des gelben Fiebers^sindet. Alles lebt hier vom
Handel, der sehr wichtig ist; denn Havana ist der Mittelpunkt des
Spanisch-Amerikanischen Handels, der große Marktplatz für Europäische
und Westindische Waaren aller Art, der Hauptsitz der Schifffahrt in
diesen Gewässern, weshalb auch große Magazine und Werste hier an-
gelegt sind; und den Hafen füllen zu allen Zeiten viele Schiffe von
sehr verschiedenen Nationen, daher ist Havana eine sehr reiche Stadt.
Auch Sklavenhandel wird hier noch immer getrieben und zwar mit
großer Lebhaftigkeit und ungeheuerm Gewinne. Seit dem Jahre 1800
sollen auf Cuba über 260,000 Sklaven eingeführt worden seyn (B.
1!. S. 860), ungeachtet der mit den Engländern abgeschlossenen
Verträge, wodurch Spanien versprochen hat, in seinen Kolonien diesen
schändlichen Handel nicht mehr zu dulden.
Am Strande bei Havana, seitwärts von dem Paseo nuevo sieht
man die Baracones, d. h. lange niedrige, mit Palmblättern ge-
deckte Baraken, worin man die neu angekommenen Neger, bis zu ihrem
Verkaufe verschlossen hält. Es giebt solcher Gebäude 13, die zusam-
men 26,000 bis 26,000 Neger zu fassen im Stande sind. Jedes
pflegt aus 3 Abtheilungen zu bestehen. Die erste ist für die Wächter,
die zweite für die weiblichen Sklaven, die dritte für die männlichen
bestimmt. Längs der Wände laufen die niedrigen Lagerstätten hin;
das Licht fällt durch die angebrachten Luftlöcher hinein. Jeder Bara-
con hat seinen eigenen, geräumigen Hof, worin sich die Küche, das
Waschhaus, die Abtritte rc. befinden. Zugleich dient derselbe, den größ-
ten Theil des Tages über zum Aufenthalt. Es sind deswegen längs
der Mauern steinerne oder hölzerne Bänke angebracht; auch wird
immer ein Sonnendach darübergespannt. Hier werden mm die Neger
im eigentlichen Sinne gezwungen, sich mit Tanzen und Singen zu
crlustigen, auch eine Zeitlang gut und reichlich genährt, damit sie sich
von der beschwerlichen Seereise erholen, und nicht elend aussehen,
wenn der Eigenthümer durch eigens dazu gedruckte Zettel den Ver-
kaufstag bekannt gemacht hat. Am Vorabend vor diesem Tage müs-
sen sich die zu verkaufenden Sklaven abermals baden und erhalten
dann jeder etwas Palmöl, womit sie sich am nächsten Morgen die
Haut einreiben müssen, damit dieselbe geschmeidig und glänzend wird.
Zu der bestimmten Stunde finden sich nun die Käufer in dem be-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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Extrahierte Personennamen: Havana Havana
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Havana Westindische Cuba Spanien
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
35ö
Amerika.
Der wichtigste Ausfuhr-Artikel ist der sogenannte Paraguay-
Thee, welcher auch Matt« und in Brasilien gewöhnlich Can-
gunha oder Congonha heißt und nicht allein in Paraguay, son-
dern überhaupt in ganz Südamerika sehr häufig genossen wird, so
daß Chile allein jährlich für eine Million Thaler von diesem Thee
verbrauchen soll. 1814 gingen an 20,000 Ballen, jeder zu 210 bis
270 Pfund stromabwärts aus Paraguay nach Buenos Ayres. Der
Paraguay-Thee, der ein tägliches Bedürfniß des Volks ausmacht,
unterscheidet sich übrigens wesentlich von dem Chinesischen und wird
aus den Blattern eines Baumes bereitet, der bloß in Paraguay ein-
heimisch ist und daselbst in großer Menge in den Wäldern wachst.
Man nennt den Baum in Paraguay Caamiri. Nach den Nach-
richten der Baierischen Reisenden Spix und Martius soll dieser Thee
von einem Strauche, Namens Cassine Gonhanha gewonnen wer-
den. Einige Botaniker nennen den Baum, der diesen Thee liefert,
Paraguay-Stechpalme (Jlex Paraguariensis). Man streift
die Blatter ab, dörrt oder röstet sie am Feuer und verpackt sie dann
zur Versendung in Haute oder Sacke von einer Art Rohr. Aus
diesen Blattern, gewöhnlich „Perba" (Kraut) genannt, bereitet man
nun ein dem Thee ähnliches Getränk, welches in jedem guten Hause
in Südamerika in runden silbernen, auf eben solchem Untersatze ste-
henden Kannen geschieht, welche mit einem kleinen, 6 Zoll langen
silbernen Rohre versehen sind. Man schüttet einen Theelöffel voll
von dieser Perba mit einem Stück geröstetem Zucker in das Gefäß,
fügt einige Tropfen Citronensast, ein Stückchen Zimmet und Gewürz-
nelken hinzu und gießt heißes Wasser daraus, wo dann der Trank
„Matte" genannt, fertig ist. Das Gesäß mit Matte gefüllt, geht
dann auf der Untersatzschale in der Gesellschaft von Hand zu Hand
und jeder saugt durch das Rohr einen Schluck dieses angenehm
schmeckenden Getränks. Welchen Ekel aber auch der Anblick man-
ches Mundes erregen mag, so würde es doch eine höchst schlechte Er-
ziehung verrathen und für äußerst unschicklich angesehen werden, wenn
man sich weigern wollte, an diesem Saugen Theil zu nehmen.
„Als die Reihe an mich kam (erzählt Kotzebue in seiner Beschrei-
bung der in den Jahren 1815—1818 unternommenen Entdeckungs-
reise nach der Südsee und nach der Beringsstraße, indem er sich in
Chile in einer Gesellschaft befand, wo dieser Thee auf die beschriebene
Weise den Gästen präsentirt wurde), hielt ich es für eine Pflicht der
Artigkeit, meinen Vorgängern nachzuahmen, so schwer es mir auch
war, einen gewissen Widerwillen zu bekämpfen, da ich etwa der 20ste
war, welcher an dieser Röhre saugen sollte. — Doch kaum hatte ich
meine Lippen daran gebracht, als ich sie auch verbrannt zurückzog, und
jch empfehle jedem, dem einmal Thee auf diese Weise präsentirt werden
sollte, die Röhre mit den Zahnen zu fassen. Übrigens ist der Ge-
schmack dieses Thees nicht übel, ein aromatischer Saft, den man ein-
schlürst."
> >
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
372
Amerika.
Domadores zu ihrer Bändigung geschritten, indem man sie mit dem
Lazo einsangt, ihnen ein Gebiß ins Maul legt, und sie sattelt, worauf
der Domador sich mit seinen ungeheuren Sporen auf den Rücken
des Pferdes schwingt, das dann einige mannshohe Sprünge macht
und in gerader Linie über die Ebene hinfliegt, indem es über jeden
ihm im Wege liegenden Gegenstand wegsetzt; allein vergebens sucht
es sich von seinem Reiter zu befreien, wiewohl es bäumt, hinten und
vorn ausfchlägt und sich walzt. Endlich nach Verlauf von 4 oder
b Tagen wird das Thier als gebändigt und zum Dienst tauglich er-
achtet, obschon ein solches noch wenige Europäer zu reiten im Stande
seyn möchten. Endlich wird es ganz zahm. Eine der Haupteigen-
schaften, welche man in diesen Gegenden an dem Pferde-schatzt, besteht
darin, mitten im schnellsten Fluge inne zu halten und stehen zu blei-
den, was nicht geschehen kann, ohne daß das ganze Gewicht des
Thieres einen Augenblick auf den Hinterfüßen ruht, wodurch diese sehr
schwach werden, was auch der gewöhnliche Fehler dieser Pferde ist. —
Auf die Schafe verwendet man in den Pampas nicht die mindeste
Sorgfalt. Sie dienen eigentlich nur zur Nahrung, da ihre ohnehin
grobe Wolle sich auf der Weide mit den Stacheln der Disteln an-
füllt und in diesem Zustande und ungewaschen, im Handel nicht
abgesetzt werden kann.
Um die einem Estanciero gehörigen Stücke Vieh zu erkennen,
hat jeder sein eigenes Zeichen, das er auf der Polizei anzeigen und
eintragen lassen muß. Man brennt dergleichen Zeichen dem Thiere
' mit glühendem Eisen auf die Haut, und verlauft der Eigenthümer
eins, so setzt er ein zweites Zeichen neben das erste und der Käufer
fügt das seinige bei. Jedermann hat das Recht, ein Thier, das sein
Zeichen tragt, überall wo er es findet, ohne alle weitere Umstande sich
zuzueignen. Die Polizei halt auch über die zum Verkauf nach der
Stadt gebrachten Haute strenge Aufsicht; das Zeichen laßt stets so-
gleich den ursprünglichen Eigenthümer erkennen, und jeder verdächtige
Mensch, der Haute zu Markt bringt, die ein fremdes Zeichen tragen,
ist gehalten, sich auszuweisen, wie er in ihren Besitz gekommen ist.
Dies Gesetz wird mit der größten Strenge gehandhabt, da der per-
sönliche Vortheil eines jeden dabei ins Spiel kommt und gewisser-
maßen auf gewissenhafter Beobachtung desselben die Wohlfahrt des
Staates beruht.
Das Zeichen wird dem jungen nachgewachsenen Vieh alle Jahre
im Herbste, nämlich in den Monaten April oder Mai eingebrannt,
was man die Hierra (von Hierro, Eisen) nennt, die dann auf
den Estancias mit einer Reihe von festlichen Gelagen verbunden ist.
Der Estanciero ladet seine Freunde dazu ein, und die Hirten eilen
von allen Seiten herbei, um ihre Dienste anzubieten und Theil an
den Vergnügungen zu nehmen. Mehrere Tage lang wird geschmaust
und getanzt, tmb Pferderennen und andere Belustigungen jeder Art
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
La Plata-Provinzen.
373
tragen zur Unterhaltung der Gäste bei. Die in der Steppe zerstreu-
ten Thiere zusammenzutreiben und in den Eorral zu bringen, ist allein
schon ein ungemein ergötzliches Vergnügen für die Hirten, die bei die-
ser Gelegenheit ihre ganze Geschicklichkeit im Wurf des Lazo und der
Bolas, die nie von ihrer Seite kommen, an den Tag zu legen stre-
den. Jedes Thier wird zu Boden geworfen und wieder freigelassen,
sobald cs gebrannt ist. Zu gleicher Zeit werden die jungen Stiere
verschnitten, was geschieht, um bessere Haute zu erlangen, da die der
verschnittenen Stiere viel dünner und geschmeidiger und zu dem ver-
schiedenen Gebrauch dienlicher sind als die der unversclmttenen. So
lange die Hierra dauert, werden täglich mehrere Ochsen zu 'den Mahl-
zeiten geschlachtet, die ohne Unterbrechung aus einander folgen, und
man verzehrt an diesen Freudentagen wahrhaft ungeheure Stücken von
Fleisch. Ueber einem im Freien lodernden Feuer werden ganze Vier-
theile von Ochsen, statt des Bratspießes der ganzen Lange nach mit
einem Stück Holz durchbohrt, gebraten. Wenn sie gar sind, nimmt
man sie von dem Gluthausen hinweg und steckt den Spieß senkrecht
in den Boden, worauf jeder mit seinem Messer lange Streifen ab-
schneidet, die er in den Mund schiebt und kurz vor den Lippen weg
erst zerstückt. Kaum ist ein solcher riesenhafter Braten verschwunden, so
hangt schon wieder ein frischer über dem Feuer, und so geht es fort,
so lange das Fest dauert. Abends beschließen Tanze, die erst spat in
der Nacht enden, die Vergnügungen eines solchen Tages.
Eine Estancia ist die einträglichste Besitzung, die es giebt. Das
Kapital vermehrt sich alle Jahre um A, wenn sie anders gut verwaltet
wird. Der Eigenthümer von 12,000 Stüss Vieh kann jährlich
2—3000 davon schlachten oder verkaufen, je nachdem er dem Stand
seiner Heerde eine größere oder geringere Ausdehnung geben will oder
es der Umfang seiner Besitzungen erlaubt. Das Schlachtvieh verkauft
man an die sogenannten Sa laderos, von denen eine große Menge
ihre Metzgereien vor den Thoren von Buenos Apres hat. In man-
chen dieser Schlachthäuser werden oft in einem Tage 200 Thiere
geschlachtet. Die Blutlachen, die umherliegenden Knochen und Ab-
fälle jeder Art, die diese Mördergruben bedecken, bieten einen scheußli-
chen Anblick und würden die Luft verpesten, wenn nicht zahllose
Schwärme von Möven und Raubvögeln unaufhörlich alles, was weg-
geworfen wird, aufräumten. Die Art, wie man in diesen Saladeros
und überhaupt im ganzen Lande die Ochsen schlachtet, ist äußerst
schnell, und in wenigen Minuten ist dem Thiere die Haut abgezogen,
die man getrocknet in den Handel bringt. Das Fleisch wird leicht ge-
salzen und an der Sonne gedörrt; es erhält den Namen Tasajo und
bildet einen bedeutenden Ausfuhrartikel nach den tropischen Kolonien,
wo man sich seiner als Nahrung für die Neger bedient. Die Häute,
die nach Buenos Apres gebracht werden, bewahrt man, bis sie auf die
Schiffe verladen werden können, in Magazinen, Barracas genannt,
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TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Amerika.
die von so mächtigem Umfange sind, daß darin 100,000 Stücke und
darüber Platz finden. Überhaupt werden alle Erzeugnisse der Viehzucht
z. B. Haute, Tasajo, Haare, Hörner rc. nach Buenos Ayres gebracht,
dem einzigen Hafen, den die La Plata-Provinzen besitzen. Der Ver-
brauch des Fleisches unter allen Standen ist ungeheuer groß; z. B.
in der einzigen Stadt Buenos Ayres betragt ec täglich 400 Ochsen.
Sehr groß und mannigfaltig ist auch der Verbrauch des Leders, da dasselbe
in einer Menge von Dingen, die man in Europa aus Eisen oder Holz
verfertigt, diese Stoffe ersetzt. Die Thüre an der Hütte eines Hirten
der Pampas besteht aus einer Haut; die Dachsparren und Balken der
Seitenwande sind statt mit Nageln durch lederne Riemen verbunden;
sein Bette ist eine auf 4 Pfahle, 2 F. hoch über dem Boden aus-
gebreitete und festgenagelte Ochfenhaut; sein Pferdegeschirr besteht ganz
aus Leder; die Bodenerzeugnisse werden in ledernen Sacken aufbewahrt,
kurz man kann kaum eine Gerathschast des Landes nennen, wozu
nicht Leder verbraucht ist.
Die Bewohner der Provinzen des Rio de la Plata bilden die
ganz eigene Erscheinung eines civilisirten Volks, dessen Reichthum fast
allein in Viehheerden besteht. Dies erklärt sich sowohl durch die geringe
Zahl der Bevölkerung als vorzüglich durch die unermeßlichen Pampas,
welche diesen Provinzen eigenthümlich sind und gleich der Meeresflache
in unabsehbaren Fernen sich ausdehnen, mit reichem Pflanzenwuchs
bedeckt und von Waldungen entblößt, wie die Steppen Asiens, den
Menschen zum Hirtenleben einzuladen scheinen. Man findet daher
hier gleichsam zwei verschiedene Völker; das eine lebt in Städten ab-
geschlossen, treibt Handel, Industrie und fast alle Künste der Eivilisa-
tion und unterscheidet sich wenig von den Bewohnern Europas; das
andere, über das Land verbreitet, hat seine eigene Tracht, seine eigenen
Sitten und ist allen Leidenschaften des halbwilden Menschen unter-
worfen. Diesen Theil der Bevölkerung bilden die Gauchos (spr.
Gautschos), Abkömmlinge der Spanier und daher als Kreolen betrachtet,
wiewohl sie in einem gewissen Grade Mestizen und aus der Vermi-
schung der Spanier mit Indianerinnen entstanden sind. Sie gehören
zu den rohesten Bewohnern Südamerikas, eine natürliche Folge ihrer
ersten Erziehung. Von seiner Geburt an laßt man den Gaucho in
einer an der Decke der Hütte hangenden Ochsenhaut sich schaukeln.
Im ersten Jahre kriecht er nackt mit einem scharfen, fußlangen Messer
in der Hand, gleich einem Spielzeuge, herum. Sobald er auf den
Füßen stehen kann, suchet er mit einem Lasso aus Zwirn Hunde,
Schweine und Vögel zu fangen. Er fangt jetzt an zu reiten und
steigt am Schweife hinauf. Nach 4 Jahren ist er schon behülflich,
das Vieh in den Corral zu treiben. Wenn ein Pferd von der Heerde
zu entwischen sucht, verfolgt es ein solches Kind, holt es ein und
bringt es zurück. Im Alter von 6 Jahren können diese junge Gau-
chos schon sehr gut reiten und zwar im stärksten Galopp und mit
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Extrahierte Personennamen: Gaucho
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Buenos_Ayres La_Plata-Provinzen Buenos_Ayres Europa Asiens Europas
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Man würde sich indeß irren, wenn man glauben wollte, daß diese
Naturmenschen ein besonderes kriegerisches Ansehen und einen athle-
tischen Wuchs besitzen. Nichts in ihrem Äußern kündigt ihre Starke
und ihren Muth an. Von dem beständigen Reiten sind ihre Beine
krumm, ihr Leib ist hager, aber muskelig, die Arme und Brust haa-
rig, die Farbe schwarzbraun, und fast alle haben eine sehr überein-
stimmende Gesichtsbildung. Unempfindlich gegen die Kalte, geben sie
sich auch der größten Hitze Preis, ohne den mindesten Nachtheil davon
zu empfinden. Sie lieben die Städte nicht und fliehen die Gesellschaft
der Menschen. Ihr Aufenthalt ist die Steppe, ihr einziger Zufluchts-
ort eine elende Hütte (Rancho), der Erdboden ihr Bett; ein Pferde-
oder Ochsengeripp ihr Kopfkissen. Diese Hütte ist von Pfählen erbaut,
deren Zwischenraum mit Lehm ausgefüllt wird; das Dach ist meistens
mit Kuhhäuten gedeckt und einige Häute dienen als Thüre, als Fen-
sterladen und als Betten für die ganze Familie, die sich Männer,
Weiber und Kinder durch einander, für den Tag und die Nacht des
einen und desselben Raumes bedienen, aus welchem das ganze Haus
besteht. Wo die Einrichtung etwas besser ist, da befinden sich einige
Häute zwischen 4 Pfählen ausgespannt zu Nachtlagern. Im Som-
mer ist die Wohnung so voll Flöhe und Wanzen fo groß wie schwarze
Roßkäfer, daß die Familie vor der Hütte schläft. Im Winter wird
sie durch eine düstere Lampe voll Nindstalg erleuchtet und durch Holz-
kohlen erwärmt. An der Wand hängen 2 oder 3 Sättel nebst
Sporen, Fangriemen nebst Kugeln (Lassos und Bolas); der übrige
Hausrath besteht, wenn er fehr vollständig ist, aus einem Fäßchen
zum Wasserholen, einigen Ochfenhörnern als Trinkgefäßen, einem klei-
nen kupfernen Kessel, um Wasser zur Bereitung des Paraguaythees
heiß zu machen, und aus einem Gefäße von Blech, worein man den
erwähnten Thee gießet, und das mit einem Röhrchen versehen ist, wo-
mit man den Thee schlürft. Ein Pferdekopfgerippe wird als Stuhl
dem Fremden angeboten, und auf ähnlichen Sitzen lagert sich die Fa-
milie rund um den Bratspieß, und alle schneiden sich nun mit langen
Messern einen Bissen nach dem andern von dem gebratenen Rindfleisch
ab. Eben so sind die meisten Posthäusec beschaffen, welche stations-
weise auf den Poststraßen in den Pampas sich befinden. Man muß
bei dieser Schilderung nicht vergessen, daß es nicht wilde Indianer
sind, von denen gesprochen wird, sondern Nachkommen und Abkömm-
linge der eingewanderten Spanier. Eben so einfach wie die Wohnung
ist auch die Kleidung der Gauchos. Statt der Stiefel oder Schuhe
bedienen sie sich der Haut, welche von den Hinterfüßen der Pferde
abgezogen und gegerbt wird; dazu kommt ein Paar weite Hofen von
Baumwollenzeug und ein grob wollenes Zeug, das mit einem Riemen
um den Leib befestigt wird. Statt des Hemdes bedecken sie sich mit
dem Poncho, der aus einem Stück Baumwollenzeug besteht, das
in der Mitte eine Öffnung hat, um den Kopf durchzustecken und an
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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